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Rallye-Weltmeister über Sim-Racing: "Können extrem profitieren"

Die Synergie zwischen den Rennsport-Welten

Der Faktor "Angst": Rallye-Weltmeister über reales und virtuelles Racing

Finnisches Siegerlächeln: Kalle Rovanperä hat seinen WM-Titel 2023 verteidigt.

Finnisches Siegerlächeln: Kalle Rovanperä hat seinen WM-Titel 2023 verteidigt. IMAGO/Lehtikuva

Auf der Strecke wird die bestmögliche Rundenzeit angepeilt - hinter den Kulissen der bestmögliche Grad an Realismus. Immer echter sollen sie sich anfühlen, die Renn-Simulationen, die neu auf den Markt kommen. Auch EA SPORTS und Codemasters jagen diesem Ziel hinterher: Im Juni 2023 erschien F1 23, viereinhalb Monate später dann das Pendant zur World Rallye Championship (WRC). Für Letzteres hat der Publisher den zweifachen Rallye-Weltmeister als Botschafter verpflichtet: Kalle Rovanperä. 

Der 23-Jährige hat laut eigener Aussage schon in den 2000er-Jahren als kleines Kind begonnen, die WRC-Ableger zu spielen. Der neue Teil unter Schirmherrschaft von EA SPORTS sei "viel mehr Simulation geworden als die vorherigen Titel". Der Finne bescheinigt der virtuellen Umsetzung des echten Fahrgefühls gegenüber kicker eSport "ein gutes Level". Er zieht den Vergleich: "Wenn ich in einer Simulation ähnlich fahren kann wie in einem echten Auto, ist das immer ein gutes Zeichen. Dann ist es der Realität wirklich nahe."

Ich gehe davon aus, dass in der Zukunft noch mehr Rallye-Fahrer aus der virtuellen Welt kommen werden.

Kalle Rovanperä, Rallye-Weltmeister

Sim-Racing ist inzwischen oft gar so realistisch, dass gute Spieler teils auch im echten Cockpit zu überzeugen wissen. "Wir haben in den letzten Jahren immer wieder gesehen, dass Fahrer, die bislang nur Simulationen gespielt hatten, die Chance bekamen, reale Autos zu fahren. Und sie haben sich wirklich gut geschlagen", sagt Rovanperä. "Die Simulationen und ihre Spieler rücken immer näher an die Realität heran." Er spreche "viel mit Leuten", denen die virtuellen Ursprünge "sehr geholfen" hätten: "Wir können da extrem profitieren." 

Explizit bezog sich der Weltmeister von 2022 und 2023 auf "die Vorbereitung und Einstellung der Autos". Wer Erfahrung in Simulationen besitzt, lerne "wohl auch in einem realen Auto deutlich schneller". Rovanperä sieht die Synergie zwischen virtuellem und realem Racing daher wachsen: "Ich gehe davon aus, dass in der Zukunft noch mehr Rallye-Fahrer aus der virtuellen Welt kommen werden." Könnte die Virtualität den realen Rennsport vor allem aufgrund der eliminierten Verletzungsgefahr irgendwann sogar komplett ablösen?

Der größte Unterschied zwischen virtuellem und realem Racing ist das Gefühl der Geschwindigkeit.

Kalle Rovanperä, Rallye-Weltmeister

Diesbezüglich in die Zukunft zu blicken, sei "schwierig. Ich bin mir sicher, dass es zumindest nicht allzu bald passieren wird". Die eSport-Seite sei wichtig, aber der Rennsport brauche "wie alle Sportarten auch die reale, physische Version". Denn einige Facetten des Racings seien fast nicht zu simulieren. An vorderster Front nannte Rovanperä die Bewegung: "Der größte Unterschied zwischen virtuellem und realem Racing ist das Gefühl der Geschwindigkeit. Du bist wirklich schnell unterwegs, Kurven werden auch mal richtig eng."

Kosten und Zeit sparen - Vorteil Virtualität

"Angst" sei auf den echten Strecken ein entscheidender Faktor, um "natürliche Instinkte" zu entwickeln. "Du hast wenig Zeit nachzudenken, wenn du noch nicht bereit bist für die nächste Aktion", meint der Finne. "In einer Simulation kannst du immer sehen, was als nächstes kommt - Aber du kannst nicht fühlen, dass du dich irgendwo hinbewegst." Eine weitere große Herausforderung sei die digitale Darstellung von Dreck und Schnee - "das Gefühl zu vermitteln, man würde rutschen". Dahingehend hält der Markenbotschafter selbst EA SPORTS WRC für gelungen.

Generell hätten die Simulationen auch Vorteile gegenüber realem Rennsport. Rovanperäs liebster Part im neuen Rallye-Spiel ist das Zeitfahren. "Ich versuche immer, einen perfekten Durchlauf zu schaffen", erzählt der 23-Jährige. "Das ist etwas, was wir in einem echten Auto natürlich nicht so oft machen können. Viele Runden schnell nacheinander zu drehen." Was auf der echten Strecke erheblichen Material- und Zeitaufwand benötigt, lässt sich digital sparsam angehen. Ein großer Pluspunkt für die Racing-Branche. 

nas

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