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Fitnesscoach Oliver Barth im Interview: "Nicht jeder wird ein Messi oder Maradona"

Fitnessvideo-Serie "Für Kinder mit Barth" startet

Fitnesscoach Oliver Barth im Interview: "Nicht jeder wird ein Messi oder Maradona"

Trainiert gerne mit Kindern: Oliver Barth.

Trainiert gerne mit Kindern: Oliver Barth.

Hallo Oliver, Du bist ein begeisterter Athletik- und Fitnesstrainer und trainierst auch gerne Kinder und Junioren. Hast Du auch selber Fußball gespielt?

Ich habe in der Jugend auch Fußball gespielt, aber mein Sport war Squash. Im Herrenbereich habe ich ein Jahr nebenbei mit Freunden in der Kreisliga gespielt.

Wie lief es bei Dir mit dem Squash?

Das habe ich zehn Jahre in der Oberliga in Hamburg gespielt. Ich habe auch viele Turniere wie die Deutsche Studentenmeisterschaft gespielt.

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Wie kamst Du zum Juniorenfußball?

Über einen Freund. Er musste wegen einer Verletzung früh mit dem Fußball aufhören und hat ziemlich früh als Trainer angefangen.

Was hast du schon für Erfahrungen gesammelt?

Ich habe drei Jahre beim Hamburger SV und auch dreieinhalb Jahre an der Uniklinik Hamburg in der Leistungsdiagnostik unter anderem für den HSV gearbeitet. Seit Februar 2023 bin ich für den Deutschen Basketballbund für die U-15- bis U-20-Nationalmannschaften als Athletiktrainer tätig. Beim HSV habe ich mit Bilal Yalcinkaya einen Spieler aus der deutschen U-17-Weltmeistermannschaft trainiert.

Was gefällt Dir bei der Arbeit mit Jugendlichen?

Mir macht das einfach Riesenspaß, egal ob ich Jungs oder Mädchen trainiere. Beides hat seine Besonderheiten. Es ist toll zu sehen, wie sich die Sportlerinnen und Sportler entwickeln und wie leidenschaftlich viele trainieren. Man lernt auch viel über Menschen. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und das finde ich super spannend.

Worauf achtest Du bei Deinem Training?

Zum Beispiel darauf, ob ich es mit einer Sportlerin oder einem Sportler zu tun habe, der noch relativ jung ist und gerade an das Thema Athletiktraining herangeführt werden muss. Wichtig ist in meinem Training, dass ich mich darauf einstelle, dass ich von den Sportlern die Stärken und Schwächen kenne.

Was sagst Du zu der Debatte um den Kinderfußball? Wie sind Deine Erfahrungen?

Ich glaube, dass sich Kinder auch im frühen Alter schon messen wollen, und das ist auch okay. Wenn dann eine Mannschaft verliert und zwei Kinder aus der Verlierer-Mannschaft weinen, dann finde ich das völlig normal. Niemand verliert gerne. Wichtig ist, dass Gewinner und Verlierer nach dem Spiel respektvoll miteinander umgehen. Den spielerischen Ansatz finde ich super. Kinder müssen keine Ergebnisse liefern, sondern die Grundlagen lernen und verstehen, und das muss Spaß machen.

Sechs- bis zwölfjährige Jungs und Mädchen trainiert man nicht wie Kimmich, Goretzka oder Gündogan.

Oliver Barth

Was sollte im Vordergrund stehen?

Ich finde, bei Kindern und Jugendlichen sollte der Spaß am Sport im Vordergrund stehen. Man sollte sich auf Training und Spiele freuen, das ist meiner Meinung nach die Grundlage für eine gute sportliche Entwicklung. Es muss nicht jeder in die Nationalmannschaft kommen und es wird auch nicht jeder ein Messi oder ein Maradona. Die besten Spieler werden sich von ganz allein im Laufe der Zeit durchsetzen.

Worauf legst Du Wert?

Gerade für Kinder- und Jugendtraining ist es wichtig, dass es wirklich altersgerecht ist und dass man sechs- bis zwölfjährige Jungs und Mädchen nicht trainiert wie Kimmich, Goretzka oder Gündogan. Es geht in dem Bereich darum, Grundlagen zu legen - und das erfordert einfach ein anderes Training, um die Sportler körperlich nicht zu überfordern. Und das ist so eine Sache, die mir ein bisschen zu kurz kommt. Da wird ganz häufig geguckt: Was macht irgendein Weltklasse-Athlet? Und das wird dann einfach 1:1 auf Achtjährige kopiert.

Was ist Dir sonst noch bei Deinem Training wichtig?

Die wichtigste Aufgabe von Athletik-Training ist eigentlich, die Spieler "verfügbar" zu machen. Das bedeutet, dass sie trainieren und spielen können. Die zweite Aufgabe ist dann erst, sie fit zu machen. Dann kam man zum Beispiel Schnelligkeit und Ausdauer trainieren. Außerdem ist mir wichtig, dass die Jungs und Mädchen verstehen, warum ihnen das Training weiterhilft.

Interview: Christoph Laskowski