Nationalelf

Mächtig Zoff: Warum Andreas Möller die U-18-EM 1986 verpasste

Streit zwischen DFB und Eintracht Frankfurt auf Kosten des Spielers

Mächtig Zoff und harte Sanktionen: Warum Möller die U-18-EM 1986 verpasste

Später wurde er mit der A-Nationalmannschaft Welt- und Europameister: Andreas Möller.

Später wurde er mit der A-Nationalmannschaft Welt- und Europameister: Andreas Möller. imago sportfotodienst

Ziemlich nonchalant hat man beim DFB den "Verzicht" des Dortmunder Nationalspielers Karim Adeyemi auf die Teilnahme an den EM-Qualifikationsspielen der U 21 gegen Estland (4:1) und am Dienstag gegen Polen (18 Uhr, LIVE! bei kicker) hingenommen. Da gab es in der Vergangenheit, wenn auch in einem anders gelagerten Fall, mächtig Wirbel, als einem Jungstar die Teilnahme an der Endrunde einer U-18-Europameisterschaft von seinem Verein untersagt worden war.

Im Herbst 1986 kam es zu einem riesigen Streit zwischen Trainer Dietrich Weise und Eintracht Frankfurt auf der einen Seite sowie Trainer Berti Vogts und dem DFB auf der andern Seite. Ein Zoff, der auf Kosten von Andreas Möller ging.

Vogts hatte Möller für das fünfte Endturnier der U-18-EM in Jugoslawien (11. - 15. Oktober 1986) nominiert. Weise, von 1978 bis 1983 selbst DFB-Juniorentrainer, untersagte Möller die Teilnahme an der Endrunde wegen personeller Engpässe bei der Eintracht. Der DFB sanktionierte knallhart.

Verbot der Eintracht, Sperre für Möller

Unter Berufung auf die in der Satzung festgeschriebene Abstellungsverpflichtung von Spielern aus den Klubs der Lizenzmannschaften sperrte der Verband den jungen Möller, der vier Jahre später mit der Nationalelf Weltmeister wurde. Während die U 18 in Jugoslawien spielte, saß Möller beim Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München (0:0) am 11. Oktober 1986 auf der Tribüne.

Die U 18 verlor zwei Tage später im Halbfinale gegen die DDR in Sombor mit 0:1. Das Vogts-Team wurde Dritter mit einem 1:0 im kleinen Finale gegen Schottland. Die Junioren der DDR, mit späteren Wegbegleitern von Möller wie Matthias Sammer, Axel und Dirk Schuster in der A-Nationalmannschaft unter Trainer Berti Vogts, gewann das Turnier in Jugoslawien mit einem 3:1-Finalsieg gegen Italien.

Ganz anders als heute Karim Adeyemi wollte Andreas Möller im Oktober 1986 "unter allen Umständen spielen" - gleich ob für die DFB-Auswahl oder die Eintracht. Die Abstellungsverpflichtungen bestehen noch heute, festgehalten in den Satzungen des DFB und der DFL. Dort heißt es wörtlich: "Die Klubs sind verpflichtet, zu Länderspielen und Auswahlspielen des DFB und seiner Mitgliedsverbände Spieler abzustellen. Die Spieler sind verpflichtet, einer an sie gerichteten Aufforderung Folge zu leisten." Darauf ließ man es beim DFB nicht ankommen, sondern gewährte Adeyemi seinen Verzicht.

Rainer Franzke