Champions League

Nachrufe eingestellt: Das Kuriosum FC Bayern

Nach dem Halbfinal-Einzug gegen Arsenal

Nachrufe eingestellt: Das Kuriosum FC Bayern

Zweimal derselbe FC Bayern: Harry Kane (li.) nach dem Triumph gegen Arsenal, Thomas Müller geknickt in Heidenheim.

Zweimal derselbe FC Bayern: Harry Kane (li.) nach dem Triumph gegen Arsenal, Thomas Müller geknickt in Heidenheim. picture alliance

Vier Fernseher hängen in der Mixed Zone der Allianz-Arena, zwei auf der rechten und zwei auf der linken Seite einer riesigen, relativ sterilen Fläche. Für gewöhnlich läuft auf diesen Fernsehern nach Spielen des FC Bayern "Alle Spiele, alle Tore" oder die parallel mit Thomas Tuchel stattfindende Pressekonferenz.

Kurz vor Mitternacht versammelte sich am Mittwoch dagegen eine Journalistenschar um den einen Bildschirm, auf dem die Verlängerung und das Elfmeterschießen zwischen Manchester City und Real Madrid gezeigt wurde.

Während Präsident Herbert Hainer schon zu den bereitstehenden Kameras und Mikrofonen marschierte und zu Recht anmerkte, dass seine Bayern hier gerade mit dem FC Arsenal "keine Laufkundschaft" ausgeschaltet hatten, setzte Julian Alvarez in Manchester zum ersten Elfmeter an und traf.

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Und als Joshua Kimmich, der Siegtorschütze, im Blitzlicht stehenblieb und sich gar nicht vorstellen wollte, "was hier los gewesen wäre, wenn wir rausgegangen wären", ging ein zweites Raunen durch den Raum. Gerade hatte Bernardo Silva mit einem Fehlschuss auf den Fehlschuss von Luka Modric reagiert.

Genau darum geht es im Halbfinale der Champions League. Gegen die größte Mannschaft zu spielen.

Harry Kane

Der Großteil der Bayern-Mannschaft blieb währenddessen in der Kabine, feierte den ersten Halbfinal-Einzug seit 2020 ausgelassen mit Musik, einem spürbar emotionalen Siegerfoto und schaute sich den Showdown zwischen dem Rekordsieger Real und dem Titelverteidiger ManCity zusammen an. "Wir hatten ein bisschen Essen und haben es uns angesehen", erklärte Harry Kane später und bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

Der Favorit im Halbfinale? Erstmal egal. "Genau darum geht es im Halbfinale der Champions League", sagt Kane. "Gegen die größte Mannschaft zu spielen."

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Dass die Bayern nach einer auf nationaler Ebene so verkorksten Saison nun doch zu den vier besten Mannschaften Europas zählen, passt irgendwie ganz gut ins krumme Bild, das diese Spieler alle drei Tage abwechselnd abgeben. Ein 2:3 nach 2:0-Führung bei Aufsteiger Heidenheim klingt aktuell genauso glaubwürdig wie ein Finaleinzug in der Königsklasse gegen die wohl abgezockteste Truppe der Welt. Im Schlechten wie im Guten scheint dieser FC Bayern zu allem fähig zu sein.

Die Wichtigste Erkenntnis der vergangenen Woche fasste der englische "Guardian" recht passend zusammen: "Es war ein Abend, an dem Bayern München seinen Behauptungen gerecht wurde, in der Champions League ein ganz anderes Kaliber zu sein. Vielleicht wurden die Nachrufe auf eine angeschlagene Supermacht zu schnell geschrieben." Und jetzt erstmal eingestellt.

Das Champions-League-Gesicht der Bayern lässt aufhorchen: Hürde Madrid machbar

Das Champions-League-Gesicht der Bayern jedenfalls lässt aufhorchen. Mit einer ähnlichen Leidenschaft, einer Aufopferungsbereitschaft und einem Verantwortungsbewusstsein wie über zwei Spiele gegen Arsenal sollte auch die Hürde Madrid machbar sein. "Das ist es, was wir brauchen", weiß Kane: "Wir brauchen dieses Zusammengehörigkeitsgefühl."

Für den Toptorjäger scheint sich dabei ein kleiner Kreis zu schließen. Im Frühjahr 2019 hatte sich Kane mit Tottenham aus dem FA Cup verabschiedet, aus dem League Cup ebenso und in der Liga sieben der abschließenden zwölf Spiele verloren. In der Champions League dagegen führte eines der spektakulärsten Halbfinals in Amsterdam (3:2) ins Endspiel gegen Liverpool.

Gegen einen ähnlichen Verlauf hat Kane auch in diesem Jahr nichts, dann jedoch mit Happy End. Damit der Fluch des Titellosen endlich endet.

Mario Krischel

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